01.03.2017

travel story #8: Ohne Leid wüssten wir nicht was Freude ist.

 Was ist das Leiden?
Es gibt drei Arten von Leiden: Leid des Leidens, Leid der Veränderung, Leid der Bedingtheit. Das Leben selbst ist Leiden: Geburt, Arbeit, Trennung, Alter, Krankheit, Tod.
- Definiton des Buddhismus

Wir ihr sicherlich wisst, bin ich sehr vom Buddhismus angetan. Im Sommer 2015 las ich das Buch "Das tibetische Buch vom Leben und Sterben" von Sogyal Rinpoche in dem es darum geht, mit dem Leben und Tod umzugehen. Und daran wurde ich erinnert, als ich vom tödlichen Verkehrsunfall meiner Kollegin gehört hatte. Ich bewundere es immer wieder an Buddhisten, wie sie mit Leid umgehen. Egal ob es nun der Tod ist oder eine andere schlimme Situation. Wie schaffen sie es trotz Leid, glücklich zu sein?

Anfang Januar ist eine Kollegin gestorben. Ich stand ihr persönlich nicht nahe, da ich erst seit September 2016 im Büro bin, aber natürlich bekommt man sowas mit und lässt einen nicht kalt. Da ich weiss, dass auch viele meiner Bekannten und Freunde diesen Blog lesen, möchte ich behutsam darüber schreiben. Aber auch unabhängig davon, ist es natürlich ein Thema, das vielleicht nicht so oft öffentlich thematisiert wird. Meine Freundin Janina allerdings war (für mich) ein gutes Vorbild, da sie wirklich schön über den Tod ihrer Oma geschrieben hat. Jeder geht anders damit um und ich möchte niemanden, egal ob er mich persönlich kennt oder nicht, damit zu nahe treten oder sonst verägern. Aber ich habe seit diesem Tag oft an das Leben und den Tod gedacht und generell an Leid.
 Jeder leidet anders.
 
Ich litt am meisten und stärksten als sich damals meine Eltern trennten. Das war für mich eine schwierige Situation, mit vielen Tiefpunkten. Glücklicherweise wurde mir durch Freunde und Bekannten geholfen. Am meisten half mir jedoch meine Thailand Reise 2013 mit diesem Leid umzugehen und abzuschließen. Ich habe Frieden mit meiner Mutter geschlossen. Als damals meine Oma starb, litt ich nicht offensichtlich. Ich fühlte nämlich erstmal nichts. Leere. Ich weinte nicht mal auf der Beerdigung. Ich dachte natürlich an all die Situationen, Momente und Dinge die ich mit meiner Oma erlebt hatte. Dabei waren natürlich auch einige negative dabei. Ich habe meine Oma als ich jung war nicht besonders gemocht. Ich war ein Mama-Kind, aber als diese weg war, musste Oma eben herhalten. Die konnte ich aber leider nicht so so sehr leiden, keine Ahnung warum! Später entwickelte ich aber eine bessere Beziehung zu ihr und es entstanden schöne Momente. Als sie starb, tat mir vieles Leid. Ich hatte Schuldgefühle. Ich weiss noch, wie ich eines Tages zu meiner Freundin fuhr, die am andere Ende des Dorfes wohnte. Ich kam am Friedhof vorbei und beschloss spontan, im Dunkeln (creepiest shit I've ever done), meine Oma auf dem Friedhof zu besuchen. Ich saß vor ihrem Grab, weinte und entschuldigte mich. Danach fuhr ich zu meiner Freundin. Ich erzählte niemanden davon. Aber ich fühlte mich besser. Heute weiss ich, dass meine Oma mir verziehen hat. Und erst neulich, war ich wieder an ihrem Grab und habe ihr ein Life-Update gegeben. Jap, ich rede mit Toten. Aber ich glaube auch an Geister (das ist eine andere Geschichte, die vielleicht mal in einem anderen Beitrag erzählen werde, haha). 

Zudem habe ich auf meinen Reisen auch schon Leid und Tod gesehen. Das gehört zum Reisen dazu! Seien es  Obdachlose, Straßentiere, arme Kinder oder kranke Menschen. Wenn man Leid in anderen Ländern sieht, ist es nochmal etwas ganz anderes. Man ist ja nicht selbst betroffen. Aber trotzdem ist es natürlich scheisse nicht schön Leid zu sehen. Am meisten habe ich Mitgefühl mit Menschen oder Tieren, die nichts für ihr Leid können. Jemand, der eine unheilbare Krankheit bekommt, obwohl er immer auf sich und seinen Körper geachtet hat zum Beispiel. Oder Tiere, die wegen ihres Fells oder Elfenbein gejagt und ausgerottet werden. Tiere deren Lebensraum zerstört wird. Menschen die vertrieben werden, aufgrund von Krieg und Hungersnot (#refugeeswelcome). Gerade 2016 war ein Jahr voller Leid und Tod für viele Menschen auf der Welt von dem wir in der westlichen "Luxus-Welt" viel mitbekommen haben. Leiden wir in Europa und Amerika? Oder definieren wir es nur anders? Ist es eine Definitons-/Ansichtssache? Wie oft sagen wir, dass wir #firstworldproblems haben? Was ziehe ich heute nur an, was esse ich heute, mein Internet ist zu langsam, ich habe keine Badewanne, Schule ist langweilig, .... wir jammern und vergessen dabei was es wirklich heisst zu Leiden. Hungersnot, Krieg, Diktatur, keine Freiheit zu haben - ist das das wahre Leid? Gibt es das überhaupt? Kann man Leid gegen einander aufwiegen? "Ich leide mehr als du" - alles Schwachsinn? Können wir überhaupt etwas gegen Leid tun?
Jeder versteht unter Leid etwas anderes und fühlt Leid anders. Aber wir sind uns wohl alle einig, dass geteiltes Leid zusammen erträglicher ist, dass wir "verwöhnten westlichen Menschen" manchmal daran erinnern werden müssen, dass wir gar nicht so stark leiden und das man ein "ach komm schon, ist doch nicht so schlimm!" manchmal einfach nicht hören will - weil man bemitleidet werden möchte (geben wir es doch einfach mal zu! Ja ich brauche auch manchmal Mitleid um mich besser zu fühlen, na und?) Leid hat einfach so viele verschieden Formen und Arten, dass es so langsam ziemlich schwierig wird, auf dem Punkt zu kommen :D

Also zurück zum Buddhismus und zur Frage: wie kann man trotz Leid, glücklich sein? Meine Antwort darauf lautet: Es ist eine Entscheidung. Choose to be happy! Lebe im Hier und Jetzt. Lass Dinge passieren, die du sowieso nicht ändern kannst. Lebe wie du es für richtig hälst, aber verletzte dabei keine andere Lebewesen. Trage die Sonne in deinem Herzen und konzentriere dich auf das positive im Leben. Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir können diese Welt zu einem besseren Ort machen, in dem wir Leidenen helfen und uns auf das Positive im Leben / auf der Welt konzentrieren! Ich habe keine Mutter, die bei mir lebt und ich habe keine Oma mehr, die für mich kocht oder mir Socken strickt (so das typische Oma Ding oder?), aber ich habe trotzdem enge Familienmitglieder, zahlreiche Freunde und Bekannte, treue Haustiere und einen wunderbaren Freund. Ich bin gesund, ich habe ein Dach über den Kopf, ich habe vieles was andere nicht haben und ich teile gerne mit anderen. Leid wird es immer und überall auf der Welt geben und daran kann man nichts ändern. Der Traum von einer Welt ohne Leid und Tod, wird für immer ein Traum bleiben. Es gehört zum Leben einfach dazu und wir müssen gucken wie wir damit klar kommen! It's the Circle of Life, ohne Ying kein Yang. Ihr wisst schon.

 Ohne Leid wüssten wir nicht was Freude ist. 
- Das Schicksal ist ein mießer Verräter, John Green

 Oder was meint ihr?

2 Kommentare:

  1. Sehr sehr gut geschrieben!
    Lg Scarlet (https://scarlettheredsite.wordpress.com )

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  2. Ich muss sagen, dass ich zum Glück von allen schlimmeren Dingen verschont geblieben bin. Meine Großeltern leben noch und auch sonst habe ich niemanden verloren.
    Allerdings würde ich von mir behaupten, dass ich das auch wirklich zu schätzen weiß und oftmals gar nicht verstehen kann über was für Dinge sich Leute (denen es ähnlich wie mir geht) aufregen. Weil es eben einfach wesentlich schlimmere Dinge in der Welt dort draußen gibt...
    Ich denke auch, dass man das einfach schätzen und glücklich sein muss. Denn in der Welt gibt es leider wirklich sehr viel Leid und wir können zwar etwas beitragen, aber lange noch nicht Kriege verhindern. Daher sollten wir einfach umso mehr zu schätzen wissen was wir hier an Reichtum und Frieden haben!

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