24.12.2017

travel story #12: Ohana means family. Family means nobody gets left behind or forgotten. -Lilo & Stitch

Vor kurzem hatte ich einen Traum. Darin besuchte mich meine thailändische Familie in Deutschland. Ich erkannte das Gesicht meines Onkels und freute mich. Außerdem erinnere ich mich daran, wie eine junges Mädchen, wahrscheinlich einer meiner zahlreichen Cousinen, von allem was ich ihr gezeigt habe, ziemlich begeistert war. So richtig süß asiatisch. 

Als ich von dem Traum erwachte, wusste ich, dass ich euch in meiner diesjährigen "Reise-Weihnachtsgeschichte" von meiner thailändischen Familie erzählen möchte. In diesem Beitrag habe ich euch schon mal einen kleinen Einblick in das Elternhaus meiner Mutter in Thailand gewährt und hier erfahrt die Story, wie ich meine Mutter nach 10 Jahren endlich wieder in die Arme schließen konnte. Diesmal möchte ich euch etwas mehr über meine thailändische Familie und meinem Besuch dort erzählen und wie dieser meine Beziehung zu meiner deutschen Familie beeinflusst hat.
Das Erste an was mir einfällt, wenn ich an meine thailändische Familie denke, ist der Moment, als ich das erste Mal meinen Opa traf. Mein Papa erzählte mir, wie mich meine Mutter meinem Opa überreichte und ich dann anfing zu weinen. Denn ich hatte Angst vor meinem Opa, weil ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich ungefähr 5. Ich kann mir die Szene ziemlich genau vor Augen führen, weiß aber bis heute nicht, ob es eine echt Erinnerung ist oder ich sie mir nur einbilde, weil mir die Story schon so oft erzählt wurde. Als ich dann 2013 (ca, 15 Jahre später) im Haus meiner Großeltern ankam, musste ich nach dem ich meine Mutter und die anwesenden Verwandten begrüßt hatte, natürlich auch meine bereits verstorbenen Großeltern begrüßen. Hierzu führte mich meine Mutter in das Obergeschoss des Hauses zum Hausaltar. Um meinen Respekt zu zeigen, hat mir meine Mutter dann gesagt, wie ich beten soll und als ich fragte, was ich denn beten/sagen sollte, meinte sie: "Sag Ihnen einfach, dass du nichts böses vorhast und in Frieden kommst." Also tat ich das auch. Ich kniete mich auf den Boden, legte meine Handflächen zu einem "Wai", berührte drei mal mit dem Kopf den Boden und murmelte leise vor mich hin "Hallo Opa und Oma. Schade das ihr nicht mehr lebt aber ich komme in Frieden und möchte nur die Familie besuchen, bitte heißt mich Willkommen!".
In der darauf folgenden Nacht wachte ich auf, weil ich ein Geräusch gehört hatte. Erstmal wusste ich nicht, wo ich war, denn es war ja meine erste Nacht zusammen mit meiner Mutter. Als ich es dann wieder wusste, stand ich auf und schaute aus dem Fenster. Ich meine, es hat geregnet und geblitzt, war mir aber nicht sicher weil ich so müde war. Ich wurde wahrscheinlich vom prasseln des Regens auf dem Dach wach. Jedoch hatte ich ein eigenartiges Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Angst hatte ich keine, aber richtig wohl war mich auch nicht. Ich war ziemlich schläfrig und als ich mich wieder hinlegte und am nächsten Morgen aufwachte, fragte ich meine Mutter, ob es nachts geregnet habe. Daraufhin zeigte sie mir den Boden und die Palmen: diese waren trocken. Creeeeeepy as fuck, denkt ihr euch jetzt? Ich habe mittlerweile für mich herausgefunden, dass das die "Begrüßung" meiner Großeltern war. Fragt mich nicht wieso, aber ich hab's einfach im Gefühl. Oder habe ich es mir vielleicht einfach nur eingebildet?
Insgesamt blieb ich 10 Tage bei meiner Familie in Thailand. Ich schlief auf den Boden, da das einzige Bett meinem Cousin vorbehalten war, ging im Outdoor-Badezimmer duschen und aufs Klo (und freundete mich mit einer handgroßen Spinne an, nicht), sah den Frauen dabei zu wie sie in der Outdoor-Küche kochten, spülte mit Regenwasser das Geschirr ab und lernte dadurch das Land und die Kultur auf eine besonders authentische Weise kennen und lieben. Mein Onkel, der einzige aus der Familie, der sehr gutes Englisch kann weil er als Mananger im 5 Sterne Hotel in Nong Khai gearbeitet hatte, war neben meiner Mutter mein engster Kontakt. Mit meinen anderen Familienmitgliedern konnte ich leider nicht reden, da ich kein thailändisch spreche bzw. nie gelernt habe. Deswegen fiel es mir schwer eine Bindung mit ihnen aufzubauen. Ich habe in den 10 Tage natürlich versucht thai zu lernen und dabei Hilfe von meinem Cousin bekommen, aber so richtig gefruchtet hat es leider nicht. Dazu ist die Sprache zu schwierig und die Zeit war zu kurz. Aber gerade deswegen, ist es ein Grund für mich diese Sprache noch zu lernen und wieder zu kommen!
Die Zeit in Thailand und vor allem diese 10 Tage haben mich sehr geprägt. Ich bin unendlich dankbar für diese Möglichkeit, das Land, die Leute und die Kultur so kennenlernen zu dürfen und ich bin stolz auf mich bin, dass ich die Möglichkeit wahrgenommen habe. Ich habe mir das Geld für die Reise selbst erarbeitet, alles selbst organisiert (bis auf die typischen Touri-Touren) und habe meine Mutter gefunden, obwohl niemand daran geglaubt hat, dass ich sie finden werde (wie sich aber erst im Nachhinein herausgestellt hat). Diese Reise hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Denn ich weiß, wo meine Wurzeln sind und ich weiß, dass ich dort immer Willkommen sein werde. Familie eben und ein Stück Heimat.
Durch diese Erfahrung und Erkenntis hat sich das Verhältnis zu meiner deutschen Familie schlagartig geändert. Ich habe sie durch den Abstand von ihnen viel mehr zu schätzen gelernt. Das was mein alleinerziehender Vater für uns vier Kinder alles getan hat und immer noch tut. Ich bin dankbar für meine Geschwister, weil mir mit ihnen nie langweilig ist, ich eine schöne Kindheit mit ihnen hatte und ich weiß, dass ich auf sie zählen kann. Vor Thailand habe ich meine Familie nicht sehr gemocht und manchmal auch gehasst (Pubertät). Ich war frustiert und traurig und habe mich gefragt, wieso ich keine perfekte Familie habe. Außerdem habe ich meine Schwestern verflucht, weil ich dachte, ohne sie ginge es uns besser. Auch wenn sie nicht die Schwestern sind, die ich mir gewünscht habe, so habe ich gelernt, sie zu akzeptieren und liebe ich sie aus vollem Herzen (meinen Bruder war schon immer cool und habe ich verehrt, that's another story). Natürlich habe ich meine Schwestern schon geliebt als sie klein waren, aber vor allem in meiner Pubertät haben wir uns nur angezickt und die Stimmung zwischen uns war ziemlich mies. Mit dem Alter und vor allem durch meinem Auszug hat sich das verständlicherweise auch geändert und nun haben wir uns die meiste Zeit lieb ;)
Ich habe verstanden, dass es die perfekte Familie nicht gibt und auch nie geben wird. Familie ist, was du daraus machst. Von wegen Blut ist dicker als Wasser! Klar ist es schade, wenn man sich mit einigen Familienmitgliedern nicht versteht, aber das ist es halt so. Man sollte meiner Meinung nach, nichts erzwingen nur weil Weihnachten ist und nur weil man eine Familie ist. Lasst Menschen los, die euch nicht gut tun, egal ob fester Freund, Familienmitglied oder Chef. Ich mache jedenfalls das Beste aus meiner Familie und der Zeit mit ihnen und ich hoffe ihr auch. In diesem Sinne wünsche euch Frohe Weihnachten und einen schöne Familienzeit!

1 Kommentar:

  1. Erstmal wünsche ich dir auch Frohe Weihnachten und hoffe du hattest bisher zwei schöne Tage?
    Das keine Familie perfekt ist, da stimme ich dir sofort zu. Zwar mag das bei manchen auf den ersten Blick so wirken, aber das ist mehr Schein als Sein und perfekt wäre ja auch langweilig. Übrigens war es in der Pupertät bei mir ähnlich, da gab es viel öfter Streit. Heute ist das anders, aber nun bin ich ja auch schon älter und weiß den Rückhalt der Familie auch mehr zu schätzen, als damals. Die Erfahrungen die du in Thailand gemacht hast hören sich sehr spannend an, wenn für uns auch sehr ungewohnt. Auf jeden Fall finde ich es schön, dass du nun deine Wurzeln kennst und deine Mutter gefunden und nach so langer Zeit wiedergesehen hast.

    Danke auch für dein liebes Kommentar.
    Ja das war echt unser Tag mit all den typischen Touri-Sehenswürdigkeiten die man bei einem ersten Besuch in London nicht verpassen darf. Nach London muss man eh mehr als einmal um alles zu sehen, vielleicht schaffst du es ja beim nächsten Besuch das Globe zu besuchen oder schaust dir dort auch mal ein Stück an. Gerade für Shakespeare Fans ist das ne spannende Erfahrung.

    Oh ja da hast du Recht, das mit Karlsruhe habe ich auch gehört. Zum Glück konnte das verhindert werden und es nichts Schlimmeres passiert. Wir sollten uns davon aber niemals einschüchtern lassen und deshalb das eigene Leben nicht mehr leben. Aber es ist sicherlich nicht verkehrt etwas aufmerksamer zu sein und auf sich aufzupassen. Wir sind gelaufen was wir laufen konnten und haben uns nicht mitten in eine Menschenmasse gestellt und sind einfach etwas bewusster unterwegs gewesen.

    AntwortenLöschen

Wenn du ein Kommentar hinterlässt, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken deines Kommentars bestätigst du, dass du die Datenschutzerklärungen gelesen und akzeptiert hast.

Wenn Du die Kommentare zu diesem Beitrag durch Setzen des Häkchens abonnierst, informiert Dich Google durch eine Mail an die in Deinem Googleprofil hinterlegte Mail-Adresse. Durch Entfernen des Hakens löscht Du Dein Abonnement wieder. Du hast aber auch die Möglichkeit Dich in der Mail, die Dich über einen neuen Kommentar informiert, über einen Link wieder abzumelden.